Kurz nach neun meldete ich mich in Lake Louise im Visitorcentre an. Ich fuhr zum Parkplatz am Fish Creek, packte meinen Rucksack und wollte 10:30 Uhr loslaufen. Ich sah einen Pickup stehen, mit dem man Gäste der Skoki Lodge die Forststraße zum eigentlichen Anfangspunkt des Wanderwegs hinaufbringt. Sie hatten noch Platz frei und boten mir an, mich mitzunehmen. Das hatte mich gefreut, denn die Forststraße verläuft durch Wald, ist nicht so attraktiv und ich ersparte mir diesen vier Kilometer langen Weg zu Fuß. (Den Transport organisiert die Firma, die die Skoki Lodge betreibt. Haben sie noch Plätze frei, nehmen sie auch Wanderer mit.) Nun zur eigentlichen Wanderung. Zum Boulder Pass steigt der Weg entlang dem Corral Creek stetig an. Erst durch Wald, dann über freie Flächen. Hinter mir war immer der imposante Mount Temple zu sehen. Gleich hinter dem Pass liegt der Ptarmigan Lake. Ein toller Anblick. In ihm spiegelte sich Fossil Mountain und links daneben der mächtige Ptarmigan Peak. Unterwegs traf ich ein Paar aus Kalifornien, das mit in dem Wagen saß. Wir kamen ins Gespräch. Sie wollten wissen, wo ich herkomme. Sie kannten Dresden, Thüringen, Erfurt-ich kam aus dem Staunen nicht heraus. Nach meinen Erfahrungen kennen die meisten Amerikaner nur Berlin, München und Frankfurt. Es stellte sich heraus, daß der Frau ihre Großeltern aus Pferdsdorf bei Vacha stammten. Sie forscht da viel nach, hatte schon Kontakt mit dem Pfarrer. Dann kamen wir auf Jena zu sprechen. Der Mann wußte von der Schlacht bei Jena und Auerstedt mit Napoleon. Ich staunte weiter. Leider trennten sich dann unsere Wege. Sie liefen über den Deception Pass Richtung Skoki Lodge, ich weiter taleinwärts Richtung Baker Lake. Am Ptarmigan Lake fraß ein Murmeltier Pferdeäpfel einen Meter vor mir. Hinter dem See kam dann auch der Baker Lake in Sicht. Nun ging es bergab. Am See durch niedriges Weidengestrüpp belästigten mich Unmengen kleiner Mücken. Sie stachen nicht, aber ständig war eine Wolke um mich herum. Am Camp angekommen, baute ich mein Zelt auf und spazierte noch zum Little Baker Lake und Tilted Lake. Pfade sind hier nicht so deutlich zu erkennen. Ich hatte jedoch keine Problem, hin und wieder zurück zu finden. Bis hierher war es schon eine super Wanderung, schönes Wetter, aber doch nicht zu heiß.
5:00 Uhr war ich wach. Die Außentemperatur lag nur knapp über dem Gefrierpunkt. Im Zelt waren es 5°C. Als erstes lief ich ein weiteres Mal Richtung Little Baker Lake. Ich konnte eine tolle Morgenstimmung und schöne Spiegelungen erleben. 6:30 Frühstück und danach Zeltabbau. Kurz nach sieben bin ich aufgebrochen. Es ging nun schnell bergab in dichten Wald. Unten im weiten Tal wurde der Wald wieder lichter oder fehlte ganz. Ich folgte dem Weg am Cotton Grass Pass nach Norden Richtung Red Deer Lakes. Nach etwa 3,5 Kilometer bietet sich die Möglichkeit zwischen Fossil und Skoki Mountain ins Skoki Valley zu den Merlin Meadows abzukürzen. Ich lief aber weiter Richtung Red Deer Lakes. Vor den Seen führte der Weg durch einen alten Wald mit z. T. viel größeren Bäumen als sonst auf dieser Tour. An den Lakes boten sich nun Blicke in andere Richtungen, dazu der schöne Red Deer Lake. In einem Baum saß ein Weißkopfseeadler. Richtung Merlin Meadows verläuft der Weg in dichtem Wald ohne große Abwechslung oder Aussichten. Nach ein paar Kilometern stand ich ganz unvermittelt am Waldrand und vor mir lagen Merlin Meadows, sowie Wall of Jericho und Mt. Richardson. Von hier war es auch nicht mehr weit zum Campground. Ich baute das Zelt auf und lief sofort ohne viel Gepäck los Richtung Gipfel des Skoki Mountain. Im Wald war die Route kaum zu finden. Ich lief einfach bergauf, nutze Pfade, die wahrscheinlich größtenteils von Tieren stammten, und erreichte die Baumgrenze. Nun war es kein Problem mehr, den Gipfel zu finden. Sehr beschwerlich ging es über Geröll noch weit bergauf. Oben angekommen, hatte ich eine überwältigende Aussicht auf Gebirge und Seen. In einiger Entfernung sah ich Regen und Gewitter kommen. Darum beeilte mich dann mit dem Abstieg, denn mein Rucksack war nicht abgedeckt. Ich hatte Angst um Schlafsack, Verpflegung usw. Doch es kamen erst eine Stunde später einzelne Tropfen. Am Abend lief ich noch bis zur Skoki Lodge und weiter Richtung Merlin Lake, bog aber schon vorher ab zurück Richtung Campground. Im Tal muß noch der Bach durchwatet werden. Tiefe und Strömung sind gering. Ich empfehle es sehr, den Weg vorbei an den Red Deer Lakes zu nehmen. Zeit für diesen Umweg hat man genug. Die Seen selbst haben einen ganz anderen Charakter als die übrigen Seen in der Region, weil sie nicht direkt von Gletschern gespeist werden.
Nach einer Nacht mit leichten Schauern lief ich halb sechs zu einem Abstecher Richtung Lake Merlin los. Der Bach war wieder zu durchwaten. Tat gut am frühen Morge, eiskaltes Wasser. Am Ende der Wiesen geht es steil bergauf zum Castilleja Lake mit schöne Spiegelung. Links halb um See, dann weiter steil bergauf. Der Pfad ist nicht immer deutlich. Manchmal standen Steinmännchen, die allerdings in eine Sackgasse führten. Doch man findet schon zum Lake Merlin. Das Gebiet ist überschaubar. Am See angekommen, war es sehr schön, die Aussicht ins Tal mit teilweise Nebel, der sich spiegelnde Mount Richardson. Nördlich ging ich am Ufer weiter. Nach kurzem Weg erkannte ich Steinmännchen an einem Bach. Diesen folgte ich bis über die Baumgrenze und ging nun westlich weiter. Hier gab es viele schöne kleine Teiche und Tümpel. Als kein vernünftiges Vorankommen mehr möglich war, ging ich querfeldein hinab zum südwestlichen Seeufer. Auf dem Weg nach vorn rannte plötzlich ein Vogel (eine Art Flußregenpfeifer) scheinbar verletzt vor mir weg. Er wollte mich nur ablenken. Schnell hatte ich sein Gelege entdeckt, entfernte mich aber zügig, damit er zurück konnte um die Eier zu wärmen. Auf dem Weg nach unten bietet sich noch ein Abstecher zu der Stelle an, wo das Wasser des unterirdischen Abfluss des Merlin Lake wieder aus dem Fels tritt. Zurück zum Campground wieder durch den Bach. Ich baute mein Zelt ab, packte alles zusammen und begann die eigentliche dritte Etappe gegen 11:00 Uhr. Der Weg füht bergauf Richtung Deception Pass mit immer schöneren Aussichten. Vom Pass noch ein letzter Blick zurück ins Skoki Valley und dann weiter hinab zum Ptarmigan Lake. Nun hatte sich die Schleife geschlossen und lief auf dem Hinweg weiter bis zum Hidden Lake Campground. Dort baute ich das Zelt für die letzte Nach auf und ging das kurze Stück bergauf zum Hidden Lake. Abends kamen mit Eis vermischte Tropfen und Donner. Im Nachinein muß ich sagen, ich hätte genügend Zeit gehabt, vom Ptarmigan Lake den wenige Kilometer langen Abstecher zum Redoubt Lake zu unternehmen.
Zur heutigen Etappe gibt es nicht sehr viel zu schreiben. Kurz vor sechs brach ich auf. Zuerst die drei Kilometer bis zur Forststraße am Skigebiet. Die waren auch noch schön. Vor mir der Mount Temple, der höchste Berg bei Lake Louise, im Morgenlicht mit Wolkenschleiern. Doch dann mußte ich die vier Kilometer auf der Straße zu Fuß gehen. Heute hatte ich nicht das Glück, eine Mitfahrgelegenheit geboten zu bekommen. Jetzt wurde mir richtig bewußt, wie gut es war, daß ich am ersten Tag diesen Abschnitt nicht laufen mußte. Ich war noch vor neun Uhr zurück in Lake Louise.
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